Zwang macht uns alle, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, betroffen. Die Auswirkungen von Zwangsbehandlungen auf Betroffene, deren Angehörigen sowie auf Fachpersonen können weitreichend und oftmals negativ konnotiert sein. Betroffene empfinden aufgrund der erlebten Gewalt vorwiegend negative Gefühle, wie Wut, Aggression, Scham, Schuld. Sie können einen Vertrauensverlust in Behandlungssystem sowie Traumafolgestörungen erleiden und der eigentliche Genesungsprozess kann als Folge des Gewalterlebens beeinträchtigt sein. Bei Fachpersonen steht das Erleben von moralischem Stress («moral distress») im Zentrum. Dieses geht einher mit Frustrationen, Zweifeln, Schuldgefühlen, Zynismus oder Desensibilisierung für ethische Fragestellungen und kann nachfolgende Auswirkungen auf den therapeutischen Beziehungsprozess und die Nachsorge haben. Einige Fachpersonen wechseln aufgrund von diesem Erleben auch den Beruf oder arbeiten zumindest nicht mehr im akutpsychiatrischen Setting.
In der Aus- und Weiterbildung hat die Thematik der Zwangsausübung trotz kontroverser Diskussionen und negativen Auswirkungen einen noch eher geringen Stellenwert. Dies hätte unserer Meinung nach aber ein hohes Präventionspotential. Und daher möchten wir das ändern!
Was bietet [zwang]los?
Unser Aus- und Fortbildungsangebot [zwang]los wurde in Zusammenarbeit mit Betroffenen von Zwangsmassnahmen, Angehörigen und Fachpersonen entwickelt (mehr zum Entwicklungs- und Aufbauprozess hier). Als Teilnehmerin und Teilnehmer wird Ihnen ein Raum geboten, welcher eine offene, tabufreie oder eben zwanglose Auseinandersetzung mit der Thematik der Zwangsausübung und den damit verbundenen Herausforderungen erlaubt. Ein zentraler Bestandteil der Fortbildung nimmt das Erfahrungswissen und subjektive Erleben von Betroffenen von Zwangsmassnahmen ein, welche es Ihnen ermöglichen, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Die Fortbildung wird immer durch eine Erfahrungsexpertin und eine Fachperson moderiert.
Übergeordnet möchten wir mit den Teilnehmenden an folgenden Zielen arbeiten:
1. Reflexion
Die Teilnehmenden reflektieren ihre Einstellungen zu freiheitsbeschränkenden Massnahmen und Zwang. Dabei beziehen sie die Auswirkungen auf die eigene Person sowie die auf davon betroffene Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen mit ein.
2. Reduktion der Auswirkungen von Zwangsmassnahmen
Die Teilnehmenden wissen um das Erleben und die Auswirkungen von Zwangsmassnahmen. Sowohl auf die Betroffenen, Angehörigen wie auch auf sich selbst als Fachpersonen und kennen Massnahmen zur Verminderung dieser Auswirkungen.
3. Prävention und Alternativen entwickeln
Die Teilnehmenden entwickeln verschiedene Ideen und Handlungsoptionen, welche zum Ziel haben, Zwangsmassnahmen zu reduzieren oder verhindern.