Sebastian Rüegg

Sebastian Rüegg

Ich bin Pflegefachmann (DN II / BScN) mit Schwerpunkt Psychiatrie, Trainer in Aggressionsmanagement (NAGS) und seit 2015 als Berufschullehrer am Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen (ZAG) Winterthur tätig. Vor meiner Lehrtätigkeit habe ich vorwiegend in der psychiatrischen Akutversorgung gearbeitet. Dabei habe ich einerseits erlebt, was Zwang bei den davon betroffenen Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen bewirkt. Zum anderen erlebte ich aber auch persönlich sowie im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, dass die Ausübung von Zwang ebenso eine Betroffenheit bei Fachpersonen auslöst, welche teils weitreichende Folgen für Privat- und Berufsleben haben kann.

Die Vision einer gewaltfreien (Akut-)Psychiatrie treibt mich seit jeher um, weshalb ich mich in Praxis und Theorie mit Ansätzen der Gewaltprävention und der Reduktion von Zwang in der Psychiatrie befasse. In der Überzeugung, dass das Erfahrungswissen für die Lehre und Praxis unverzichtbar ist, engagiere ich mich zudem für den Einbezug von Expert*innen durch Erfahrung in die Aus- und Weiterbildung von Pflegefachpersonen.

 
Helene Brändli

Helene Brändli

Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Hilfesystem und mit seelischen Erschütterungen haben mich tief geprägt und dazu bewogen, mich in verschiedener Weise für ein Umdenken im Hilfesystem stark zu machen. Seit mehreren Jahren setze ich mich für ein potential- und lebensweltorientiertes Verständnis von seelischen Krisen und für eine gewaltfreie Psychiatrie ein.

Der „offene Dialog“ ist für mich - wie auch Recovery - Ausdruck einer Haltung und gibt mir als Genesungsbegleitende ein weiteres Arbeits-Instrument und als Betroffene neuen Mut, Vertrauen und Hoffnung in und auf eine menschliche Psychiatrie.

Seit 2013 arbeite ich als Genesungsbegleiterin EX-IN. Ich habe Menschen im Einzelgespräch, in Gruppen und in Netzwerkgesprächen begleitet. Berufserfahrung sammelte ich auf Akutstationen, in der mobilen Krisenequipe und in der Notfall-Triage. Neben der klinischen Tätigkeit arbeite ich konzeptuell und als Trainerin in der Weiterbildung «EX-IN» und für verschiedene Bildungsinstitutionen. Ebenso war ich in den Fortbildungen «open dialogue» über mehrere Jahre als Trainerin tätig und engagiere mich ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen.

 
 

Kathrin Obrist

Seit meinen schweren psychischen Erschütterungen mit zwangspsychiatrischen Interventionen interessiere ich mich brennend für eine würdevolle, patientenorientierte Versorgung mit Alternativen zur Reduktion von Zwang und Gewalt in der Psychiatrie.

Nach meiner Ausbildung zur Kunsttherapeutin und Weiterbildung zur Genesungsbegleiterin EX-IN war ich viele Jahre im tagesklinischen sowie im stationären Setting der sozialpsychiatrischen Klinik Soteria Bern tätig. Seit 2020 leite ich eine Freizeitgruppe bei Pro Infirmis und begleite Menschen auf ihrem individuellen Genesungsweg im eigenen Atelier für Kunsttherapie und Recovery. Mein Erfahrungswissen gebe ich an diversen Berufsschulen und am Recovery College Bern u.a. zu Reduktion und Absetzen von Psychopharmaka, zu Musik- und Kunsttherapie, weiter. Als Betroffenenvertreterin setze ich mich in der Kt. Kommission der Psychiatrie für die Mitsprache und den Einbezug von Psychiatrieerfahrenen in allen Entscheidungsgremien und Behandlungssettings ein.

Durch Öffentlichkeitsarbeit engagiere ich mich für den gesellschaftlichen Dialog zur Enttabuisierung psychischer Erkrankungen. Die barrierefreie Teilhabe, die gesellschaftliche Diversität und das «Anders-Sein» als Stärke sind mir dabei ein zentrales Anliegen.

Mit viel Freude gehe ich zudem meiner Leidenschaft, der Musik, nach und bin mit unserem Duo Lila Loure unterwegs.

 

Jens Stellbrink-Beckmann

Hauptberuflich verstehe ich mich als Sozialpsychiater. Das bedeutet für mich, dass ich Menschen auf ihrem Weg aus der Krise zur Seite stehen will. Therapie heisst für mich eher Begleitung, weniger Behandlung. Ich bin für informierten und sorgsamen Umgang mit Psychopharmaka. Dazu gehört für mich auch, Alternativen zu diskutieren, neben dem Beginn einer Medikation auch das Ausschleichen zu begleiten. Ich habe gelernt vorsichtig mit Diagnosen, Prognosen und schnellen „Expertenlösungen“ umzugehen. Haltungen und Ansätze wie Empowerment, Recovery und «open dialogue» bilden den Boden für meine Arbeit.

Zwang ausüben in Form von fürsorgerischer Unterbringung aussprechen, gehört leider zu meiner beruflichen Tätigkeit in Situationen, wo eine andere Lösung für mich nicht mehr erkennbar ist. Gleichwohl leiden meiner Erfahrung nach die betroffenen Menschen und auch, in zweiter Linie und nicht in gleicher Weise, die Zwang ausübenden Fachpersonen. Ich bin vital daran interessiert die Anwendung von Zwang zu vermeiden. Bei [zwang]los spricht mich der Einbezug des Erfahrungswissen sehr an. Das Wissen von erfahrenen Menschen wertzuschätzen und zu nutzen finde ich, auch aus der Erfahrung als EX-IN Trainer, extrem sinnvoll und hilfreich.